Wissenswertes - Das Cockpit
Das Cockpit (engl. Flight Deck), veraltet auch Pilotenkanzel, hat sich in den letzten Jahrzehnten extrem verändert. Es dient aber seit eh und je der Steuerung des Flugzeugs. Alle fliegerischen Bewegungen der Maschine, sowie technischen Anweisungen gehen von hier aus, die gesamte Bordelektronik läuft im Cockpit zusammen. Schlicht gesagt, es ist der Arbeitsplatz der Piloten. Früher war das Cockpit nur für einen Piloten ausgerichtet. Im Boom der Passagierfliegerei, Mitte der 1960er und 1970er Jahre, saßen auch noch ein Co-Pilot und ein Flugingenieur mit im Cockpit. Der Ingenieur wird heute nicht mehr benötigt, sodass sich das Zwei-Mann Cockpit durchgesetzt hat. Je nach Flugstrecke ist noch ein dritter Pilot mit an Bord, der jeweils einen anderen Kollegen ablöst, damit der seine vorgeschriebene Ruhezeit wahrnehmen kann. In der Sportfliegerei ist das unüblich. Die Maschinen sind nicht auf Standard Operating Procedures ausgelegt, die man mit einem Copiloten gemeinsam durchgehen muss. Man bewältigt den Ablauf auch alleine. Im heutigen, modernen gläsernen Cockpit sind alle Instrumente doppelt vorhanden und redundant. Das heisst, fällt das eine aus, springt das andere ein. So finden sich auf Pilotenseite und auf der Seite des Co-Piloten die exakt gleichen Instrumente. "Gläsernes Cockpit" deswegen, weil die 1000en Schalter und Knöpfe durch LCD-Displays ersetzt wurden.
Früher waren die Instrumente alle rund, weil es sich auf Grund der Anzeigeart mit einem uhrähnlichen Zeiger, anbot. Die Anzeigen und Funktionen haben sich im Wesentlichen nicht viel verändert, auch wenn sie auf LCD-Displays dargestellt werden, sogenannte Multifunction-Displays (MFDs). Es gibt sechs wichtige Instrumente in einem Cockpit, die für einen sicheren Flugverlauf von hoher Bedeutung sind.
Wichtige Cockpitinstrumente
1) Künstlicher Horizont
In modernen Maschinen wird dieser häufig im PFD (Primary Flight Display) zusammengefasst (siehe Bild). Der künstliche Horizont zeigt dem Piloten die Längsneigung und Steigung des
Flugzeugs an. Blau steht für Himmel, braun für den Boden. Flügel und Flugzeugnase sind dargestellt, so kann sich der Pilot, zusammen mit dem Radar, auch bei wenig Sicht ausreichend
orientieren.
2) Höhenmeter
Dieses Gerät wird oft auch als Altimeter bezeichnet und gibt dem Piloten die Höhe der Maschine an. Heute, wie im darüber liegenden PFD, natürlich auch in digitaler Form. In dieser analogen Anzeige steht der kleine Zeiger für die 1000er und der große für die 100er Meterschritte.
3) Variometer
Auch oft als Steigmesser oder VSI (vertical speed indicator) bezeichnet. Dieses Gerät zeigt dem Piloten die Steigrate, bzw. Sinkrate des Flugzeugs an. Steht der Zeiger auf 0, so fliegt
das Flugzeug im Horizontalflug, steigt also weder, noch sinkt es. Die Anzeige erfolgt entweder in Fuß/Minute (ft/min) oder Metern pro Sekunde (m/s).
4) Fahrtmesser
Er wird oft auch als ASI (air speed indicator) bezeichnet. Er zeigt dem Piloten an, wie schnell das Flugzeug gerade fliegt. Die einströmende Luft in das sog. Staurohr
(pitot-tube) verursacht einen gewissen Staudruck, der weiter an die Cockpitinstrumente geleitet wird. Mittels eines Drehkondensators wird die Geschwindigkeit für die Blackbox auch
digital aufgezeichnet.
5) Kurskreisel
Der Kompass zeigt dem Piloten die Richtung, in die er gerade fliegt. Dabei orientierte man sich früher noch mittels eines einfachen magnetischen Kompasskreisels. Heute dienen vor Allem digitale
GPS Daten zur Orientierung.
0°/360° = Norden
90° = Osten
180° = Süden
270° = Westen
6) Wendeanzeiger
Er wird oft auch turn indicator oder später auch turn coordinator genannt. Dieses elektrisch betriebene Instrument war am Anfang ein zentrales Instrument der Fliegerei. Es zeigt
an, ob die Kurve eine normal geflogene Kurve ist (standard rate of turn). Signalisiert wird dies durch die Mittelposition der Kurve.
Kugel wandert nach innen Querneigung zu hoch
(Schmierkurve [slip])
Kugel wandert nach außen
Querneigung zu gering (Schiebekurve [skid])
Außerdem:
Radiokompass, Drehzahlmesser, VOR-Anzeiger, Tankmengenanzeige, Anzeige für Öldruck und Öltemperatur, Ladedruckanzeige etc.
Steuerung
Die älteren Flugzeuge wurden durch einen simplen Steuerknüppel geflogen, der für die Links- und Rechtsneigung zuständig war. Hubschrauber und viele militärische Flugzeuge besitzen diesen heute noch. Modernere Passagiermaschinen werden mit dem Steuerhorn geflogen. Auch dieses kann nach vorn und hinten gekippt und gezogen, sowie nach links und rechts dredreht werden. Damit kann ein Sink- oder Steigflug eingeleitet werden. Ebenso wird das Rollen zum Einleiten einer Kurve vollzogen, indem die Höhen- und Querruder bedient werden. Boeing und viele andere Hersteller setzen auf das Steuerhorn. Airbus preferiert den sogenannten Sidestick. Eine Art Joystick, der mit der linken Hand bedient werden muss. Airbus beteuert einen sanfteren Übergang zwischen Kurve und Horizontalflug oder Steig- und Reiseflug. (Darum fliegt ein Flugzeug)
Fußpedale dienen zum Bedienen der Seitenruder und somit für das Fliegen einer Kurve. Bei beiseitiger Betätigung dienen sie zum manuellen Abbremsen am Boden.
Die Schubhebel, für jedes Triebwerk ein Hebel, dienen zum Beschleunigen, sowie
zur Schubumkehr, zum Abbremsen am Boden nach der Landung. Daneben findet man das Trimmrad für die Gewichtstrimmung, sowie den Fahrwerkshebel. Auch die Störklappen zum Abbremsem finden sich im Mittelblock.
Navigation und Kommunikation
Die Navigation und Kommunikation im Cockpit erfolgt mittels der Funkgeräte, Sprechanlagen und des Autopiloten, der sich auf Blickhöhe mit all seinen Bedienungselementen befindet. Das FMS
(Flight Management System) mit seiner Control and Display Unit (CDU) oder Multifunctional Control and Display Unit (MCDU) zur Eingabe und Navigation. Das Gerät bezieht
seine Daten von einem GPS Sender, übermittelt diese direkt an den Autopiloten und berechnet Flugstrecke oder An- oder Abflugrouten
Zu den sonstigen Ausstattungen gehören die Headsets der Piloten, Flugkarten, Handbücher, und Sauerstoffmasken. Die Schalter und Knöpfe für die Bedienung in Notfallsituationen oder zur Bedienung der Beleuchtung im Flugzeug befinden in der Anzeige über dem Kopf, im sogenannten Overhead Panel.
Die Cockpittür ist seit dem 11.09.2001 gepanzert und durch einen extra Sicherheitscode verriegelt. Die Piloten haben von außen die Möglichkeit sich durch diesen festgelegten Code zu identifizieren. Der verbleibende Pilot im Cockpit muss dann von innen öffnen. Er hat auch eine Kamera, mit der er das Geschehen vor der Tür beobachten kann. Zustätzlich haben die Piloten die Möglichkeit, die Tür mit einem Kippschalter völlig zu verriegeln, um sich vor terroristischen Anschlägen (hijacking) zu schützen. Diese Sperrung verfällt nach einem individuell von den Airlines festgelegten Zeitraum. Das Vier-Augen-Prinzip, bei dem ein Pilot nie alleine im Cockpit verbleiben darf, sondern immer ein zweites Crewmitglied anwesend sein muss, findet nach dem erweiterten Suizid eines Germanwings Piloten am 24.03.2015 in Deutschland immer mehr Anklang.
Die Fenster im Cockpit sind speziell verstärkt, um dem hohen Druck Stand halten zu können. Außerdem sind sie entspiegelt und mit einer speziellen wasserabweisenden Schicht versehen. Scheibenwischer sorgen trotzdem noch für einen guten Durchblick bei Regen. Die Schreiben können separat enteist werden.
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